Deutscher Literaturfond

Annette Pehnt – Großer Preis des Deutschen Literaturfonds 2023

Wie soeben bekannt wur­de, erhält unser Gast von vor weni­gen Tagen den Gro­ßen Preis des Deut­schen Lite­ra­tur­fonds, die­ser Preis ist mit 50.000 Euro dotiert.

Die Begrün­dung der Jury:

Der Gro­ße Preis des Deut­schen Lite­ra­tur­fonds geht 2023 an die Erzäh­le­rin Annet­te Pehnt.

Ihr umfang­rei­ches Werk zeugt von einer beein­dru­cken­den Fähig­keit, in ganz ver­schie­de­nen lite­ra­ri­schen For­men und oft mit weni­gen Wor­ten Per­spek­ti­ven zu ver­mit­teln, Geschich­ten auf­zu­bau­en und Stim­mun­gen zu erzeu­gen. In ihrem aktu­el­len Roman Die schmut­zi­ge Frau hat sie auf ori­gi­nel­le Wei­se die schrift­stel­le­ri­sche Arbeit selbst zum The­ma gemacht. Sie ver­knüpft hier eine ver­si­fi­zier­te Rah­men­hand­lung um eine von ihrem Ehe­mann finan­zi­ell abhän­gi­ge Schrift­stel­le­rin mit ein­ge­leg­ten Pros­ami­nia­tu­ren und ent­wi­ckelt so ein ganz eige­nes Spiel von Stren­ge und Erzähl­fluss, vom Umgang mit dem Schrei­ben und der Fik­ti­on. Dass nur aus der Per­spek­ti­ve der Prot­ago­nis­tin die Hand­lung zu erschlie­ßen ist, unzu­ver­läs­sig und oft nur andeu­tungs­wei­se, macht den Reiz der Erzäh­lung aus und kommt einer „Wahr­heit“ über das Leben wohl näher als jede ein­deu­ti­ge Behauptung.

In der Kurz­pro­sa wie im Lexi­kon der Angst und im Lexi­kon der Lie­be, in ihren Kin­der­bü­chern und vor allem in ihren her­aus­ra­gen­den Roma­nen sind sol­che über­ra­schen­den Blick­win­kel und wech­seln­den Figu­ren­per­spek­ti­ven immer wie­der staunenswert.

Die zahl­rei­chen Ich-Erzäh­ler in Alles was Sie sehen ist neu, die Stück für Stück ein Bild der Haupt­fi­gur auf­bau­en, ent­wi­ckeln einen ganz ande­ren Erzähl­fluss als die Ehe­frau in Mob­bing, die eigent­lich wenig weiß und doch über alle Lücken hin­weg erzählt.

Dabei sind Annet­te Pehnts Figu­ren viel­schich­tig und jen­seits aller Kli­schees ange­legt. Über­rascht mer­ken wir beim Lesen, wel­che Tie­fe die Autorin mit ihren manch­mal fast kar­gen Beschrei­bun­gen erreicht, mit wel­cher Prä­zi­si­on sie ihre Cha­rak­te­re zeich­net. Von obses­si­ver Lie­be und Ver­lust in Brie­fe an Char­ly bis zu Alter und Tod im Haus der Schild­krö­ten ent­wirft sie dabei immer auch Beziehungspsychogramme.

Ihre Geschich­ten for­dern uns auf bes­te Wei­se her­aus: durch Form und Inhalt. Für ihr Gesamt­werk und mit beson­de­rer Hoch­ach­tung vor dem jüngs­ten Roman Die schmut­zi­ge Frau ver­leiht die Jury Annet­te Pehnt den Gro­ßen Preis des Deut­schen Literaturfonds.

Begrün­dung der Jury, der Bir­te Lipin­ski, Manue­la Reich­art, Hans Thill angehören

Quel­le: https://​deut​scher​-lite​ra​tur​fonds​.de/​a​k​t​u​e​l​l​e​s​/​g​r​o​s​s​e​r​-​p​r​e​i​s​-​d​e​s​-​d​e​u​t​s​c​h​e​n​-​l​i​t​e​r​a​t​u​r​f​o​n​d​s​-​2023/

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