
Carolin Würfel: Zu Hause ist das Wetter unzuverlässig

Caroline Würfel
Zu Hause ist das Wetter unzuverlässig
… und daher beschließt die anonyme Erzählerin in diesem Roman, sich ein One-Way-Ticket zu kaufen und in den sonnigen Süden zu ziehen, denn „in sechs Monaten ist Schluss“. Was das aber konkret bedeutet, erfahren wir nicht. Einige Hinweise im Roman auf die Suizide von bedeutenden Künstlerinnen lassen Vermutungen aufkommen. Ansonsten erfahren wir aus ihren datierten Tagebucheintragungen, was sie treibt, antreibt und denkt. Sie möchte Freiheit, viel Sex und keine Kinder, also auf keinen Fall das, was ihre weiblichen Vorfahren und Ahnen erleben mussten.
Anna, Schneiderin, selbstständig, bietet ihre Tochter per Anzeige an, worauf sich die Großeltern des Kindes annehmen. Rosa lässt aus religiösem Eifern und gesellschaftlicher Angst ihre Tochter die Welt nicht kennenlernen. Viola lebt in der DDR, hat schon alles für die Flucht vorbereitet und bleibt im letzten Augenblick, weil sie eine göttliche Warnung verspürt. Ella, als Redakteurin eine Karrierefrau in der DDR, verliert alles – Job und Überzeugung – nach dem Anschluss an die BRD. Einzig Violas Tochter Romy, die ihre Tochter Alice von der plötzlich so mitfühlenden Mutter Viola aufziehen lässt, hebt ab und beginnt eine Karriere als Übersetzerin.
Alle Männer bleiben „Schattenfiguren“, wie Würfel das einmal nennt, nehmen ihre Väterrollen nicht an.