Im Rahmen der „Lesebühne” war Annette Pehnt am 20.9.2023 zu Gast in der Stadtbibliothek Recklinghausen.
Mit Auszügen aus ihrem Roman und im Gespräch mit Moderatorin Antje Deistler wurden die Untiefen einer Paarbeziehung intensiv beleuchtet – herzlichen Dank für die tiefsinnigen Einblicke.
Literaturpreis Ruhr 2023
Für den zweisprachigen „Lyrikband Grabtuch aus Schmetterlingen” gewinnen Lina Atfah und ihr Übersetzungsteam den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis des Literaturpreises Ruhr 2023.
Lina Atfah wird im Oktober in Recklinghausen zu Gast sein … zur Veranstaltung …
Den Förderpreis in Höhe von 5000 Euro gewinnt Julienne De Muirier mit ihrer Erzählung Nachtfahrt.
Mit dem Ehrenpreis wurde das Festival „Literaturdistrikt” in Essen bedacht. Ausgezeichnet wurden die Gründerinnen und Macherinnen Fatma Uzun und Semra Uzun-Önder.
Die Laudatio hielt Schriftstellerin Mithu Sanyal. Sie betonte, dass das Festival 2005 (damals gegründet als Literatürk) eine Lücke füllte, lobte den innovativen Mut der Schwestern und Kollaborateurinnen und beschrieb, welche entscheidende Rolle Literatürk/Literaturdistrikt dabei gespielt habe, die sogenannte „Gastarbeiterliteratur“ zu einem gleichwertigen und wichtigen Bestandteil der deutschen Literaturlandschaft zu machen.
Ein Video findet sich auf Literaturgebiet.ruhr.
36. Recklinghäuser Literaturnacht der Autoren und Autorinnen
Der Einsendeschluss für die diesjährige Recklinghäuser Literaturnacht für Autorinnen und Autoren aus dem Bundesland Nordrhein-Westfalen endet am 1. Oktober.
Der Schreibimpuls lautet in diesem Jahr „Kopfschubladen”.
Alle Informationen finden sich in der Ausschreibung.
Broschüre „Literaturveranstaltungen in Recklinghausen” erschienen
Die jährlich erscheinende Broschüre „Literaturveranstaltungen in Recklinghausen” ist erschienen. Die Broschüre enthält über 30 Veranstaltungen für die nächsten Monate.
Die Broschüre ist in der Stadtbibliothek, den Buchhandlungen Attatroll, Kapitel Zwei und Winkelmann kostenlos erhältlich.
Für die Veranstaltungen „Und der Haifisch, der hat Zähne…” (Gabriele Droste & R. M. Klaas), „In Dreams…” und „Sibir” (Sabrina Janesch) sind Tickets in den Buchhandlungen Attatroll, Kapitel Zwei und Winkelmann erhältlich, Online-Reservierungen sind hier möglich.
Für die Veranstaltung „Die schmutzige Frau” (Annette Pehnt) gibt es Tickets an diesen Stellen: RZ-Ticketcenter, Tourist Information, Buchladen Attatroll, Online: www.kultur-kommt-ticket.de.
Dinçer Güçyeter
Trotz vieler Lesungstermine war unser Gast Dinçer Güçyeter mit vollem Elan dabei und begeisterte die Gäste und uns nicht nur mit seinen Texten, sondern auch mit Anekdoten und Erlebnissen.
Die erst ungeliebte Ausbildung und Arbeit in einem technischen Beruf sieht er heute positiv: „Ohne diese Erfahrung im Arbeitsbereich hätte ich den Anforderungen im Literaturbetrieb, der viel härter ist als die Arbeitswelt, nicht standhalten können”.
Zur Gründung seines Elif Verlags erzählte er die Geschichte eines Kneipenabends an dem Autorinnen und Autoren „rumjammern” und er, bereits angetrunken, die Schlussfolgerung zieht „dann gründe ich eben einen Verlag” und: versprochen ist versprochen.
Und er hatte auch nicht vergessen, wer als Erster ein Werk von ihm rezensierte: Es war der an diesem Abend anwesende Joachim Feldmann, der im „Am Erker” die erste Rezension veröffentlichte, dem dann der Applaus des Publikums galt.
Dinçer ist nicht nur ein Geschichtensammler, sondern auch ein genialer Geschichtenerzähler.
Das Projekt wurde gefördert im Rahmen von „Neustart Kultur” der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien durch den Deutschen Literaturfonds e. V.
Dinçer Güçyeter: Unser Deutschlandmärchen
Dinçer Güçyeter, der für seinen Roman „Unser Deutschlandmärchen” mit dem Leipziger Buchpreis 2023 ausgezeichnet wurde, ist bereits im Juni in Recklinghausen zu Gast. Zur Veranstaltung…
36. Recklinghäuser Literaturnacht
Die Ausschreibung für die 36. Recklinghäuser Literaturnacht der Autoren und Autorinnen wurde soeben veröffentlicht …weiterlesen…
Welttag des Buches 2023
Hier ein paar Impressionen von der Veranstaltung zum Welttag des Buches in der Stadtbibliothek Recklinghausen am 23.4.2023 mit Jan Hein über die Literatur bei den diesjährigen Ruhrfestspielen im Gespräch mit Monika Wischnowski und Stephan Schröder.
Edith Nehm ist verstorben
Eine unsere ältesten Mitglieder – Edith Nehm – ist verstorben. Unser Mitgefühl gilt den Kindern und allen Familienangehörigen.
Der frühere Vorsitzende der NLGR, Werner Fondermann, hat die Trauerfeier besucht und berichtete über eine beeindruckende Beerdigung und vielen Gesprächen.
Bereits im März 1998 wurden Edith und ihr Mann Günter Nehm Mitglieder der NLGR.
Im Jahr 2010 durften wir mit ihr und den Töchtern Angelika und Birgit mit der Unterstützung von Michael van Ahlen und Michael Mikolaschek dem Werk von Günter Nehm (verstorben im Februar 2009) in der Reihe „local heroes” ein kleines Denkmal setzen.
Mehr zum „Wortspieler” Günter Nehm finden Sie auf Wikipedia.
Hendrik Otremba – Rückblick
Hendrik Otremba war mit seinem dritten Roman Benito zu Gast in seiner Geburtsstadt Recklinghausen. Am 26. Januar 2023 fanden die Lesung und das Gespräch mit Stephan Schröder (Vorsitzender der NLGR) in der Stadtbibliothek statt.
Information des März Verlages zu dem Buch:
„Das eigene Erinnern befragend, wirft Hendrik Otremba uns mit diesem Roman in die Grotesken der Gegenwart, an die Grenze zwischen Wahn und Wirklichkeit.“
„Doch, ich muss mit der Anreise beginnen. Dort schon hat es begonnen, oder nicht begonnen, vielmehr: sich fortgesetzt, dort jedenfalls ist etwas wieder aufgekommen, um mich herum aufgezogen, eine dunkle Aura, oder passender: ein schwarzer Nebel.
Etwas, das, mir unsichtbar, immer dagewesen sein mag, sich aber nun erst offenbart, schleichend und unausweichlich.“
Das ist der Anfang des ersten Kapitels des Romans, in dem er geschickt die Zeitebenen und Realität und Fiktion verbindet.
Die Flussfahrt, die er selber erlebt (erlitten?) hat, war in der Realität 1998, sein Fahrtenname damals Harlekin.
Im Roman geht die Pfadfindergruppe 1995 auf eine dreiwöchige Kanufahrt. Alle tragen klingende Namen, wie Kippe, Maus und Fliegentöter. Den Anführer, ein paar Jahre älter als sie, nennen sie Häuptling.
Die zweite Erzählebene, über 30 Jahre später, spielt erstaunlicherweise in naher Zukunft, im Jahr 2026.
In beiden Ebenen folgen wir hauptsächlich dem Erzähler Cherubim, der ein bekannter Schriftsteller geworden ist, beide Ebenen unterscheiden sich sprachlich deutlich voneinander.
Ohne zu sehr zu spoilern, der Autor erzählte es selbst in Andeutungen, bleibt es nicht so gemütlich und harmlos. Es geschehen – sehr spannend beschrieben – schreckliche Dinge, damals und auch jetzt (2026).
Wie im Bonner Hotel Paradies vom blinden Benito (inzwischen ein fatalistischer Prophet und apokalyptischer Seher), ein Anschlag verübt wird, dessen Verfolgung im Gebäude – und gleichzeitig über einen Fernsehsender auf der ganzen Welt im Internet – gesehen werden kann, ist genial beschrieben und an Dramatik kaum zu übertreffen.
In sieben Kapiteln lässt uns Otremba zwischen den Geschehnissen wechseln.
Sehr geschickt finde ich die Schwärzung der bekannten Persönlichkeiten, die vorkommen; auf diese Weise sind sie gewissermaßen anonym, aber doch zu erkennen (zu erahnen?).
Das für Recklinghausen Besondere sind die vielen eingeschobenen Szenen, die hier in dieser Stadt spielen. Auf der Suche nach seiner eigenen Vergangenheit begleiten wir den Autor, der eigentlich keinen Lokalroman schreiben wollte, und den Namen der Stadt im Buch nicht erwähnt, an uns sofort bekannte Stellen.
Da sind etwa das Südbad oder der Stadtteil Hochlarmark, in dem Otrembas Oma einen Laden betrieben hatte. Das Rathaus und der Besuch mit dem Vater auf der Trabrennbahn, das ehemalige Kino „Capitol“ hinter dem Hauptbahnhof und die Besuche mit der Familie in der Gaststätte „Auerbachs Keller“ lassen Recklinghäuser Herzen (wehmütig?) höherschlagen.
Ein besonderer Genuss für das Publikum war die Lesung einer Buchstelle über die Wanderung von Recklinghausen nach Gladbeck. Detailverliebt und sehr poetisch geschrieben, folgten die Zuhörer in diese vertraute Umgebung, was zu der Idee aus dem Publikum führte, diesen Weg einmal gemeinsam zu erwandern.
Otremba spart nicht mit Persönlichem: Er schreibt auch über die Trennung seiner Eltern, den Tod des Vaters und die Beziehung zu seinem jüngeren Bruder. Gewidmet hat er „Benito“ seiner Mutter. Sie war bei dieser Lesung zu Gast, und auch einige andere Freunde aus der Zeit der Kindheitserzählung. Sogar der „Häuptling“ war da, höchst lebendig.
Bestens gelaunt plauderte Hendrik Otremba im gut besuchten Saal (40 Besucher) mit Stephan Schröder über seine Arbeitsweise, wie sich Ideen entwickeln, wie die Dynamik des Prozesses niemals stillsteht und unruhig macht.
Eindrucksvoll war vor allem zu hören, wie die beiden zunächst einzeln geschrieben Stränge durch eine rettende Idee:
„Ich habe die Zeitebenen in gleich große Teile aufgeteilt und ineinander kippen lassen,“
zusammenkamen. Dadurch fanden sie zu einem glücklichen Miteinander.
Zur Person:
Hendrik Otremba, geboren 1984 in Recklinghausen, ist ein Multitalent. Er ist Schriftsteller, bildender Künstler und Sänger der Gruppe Messer (mit dieser Gruppe hat er bisher fünf Alben veröffentlicht), außerdem arbeitet er als Dozent für kreatives Schreiben und gelegentlich als Kurator.
2017 ist sein Debütroman Über uns der Schaum (Verbrecher Verlag) erschienen, im August 2019 folgte sein zweiter Roman Kachelbads Erbe (Hoffmann und Campe). Und nun hat der März Verlag (Berlin) sein drittes Buch Benito verlegt.
In Recklinghausen besuchte Otremba die Gudrun-Pausewang-Grundschule und das Theodor-Heuss-Gymnasium. In seiner Jugend war er freier Mitarbeiter der Recklinghäuser Zeitung.
Er studierte Germanistik und Medienwissenschaften in Bochum, und ab 2008 Kulturpoetik in Münster. Seit 2016 lebt er mit seiner Partnerin und der dreijährigen Tochter in Berlin.
Monika Wischnowski