- Diese Veranstaltung hat bereits stattgefunden.
Annika Büsing: Koller
23. März 2023 - 19:00
Kaum hatte die Bochumer Lehrerin – Theologie und Germanistik – Annika Büsing ihren ersten Roman Nordstadt herausgebracht und dafür nicht nur den Literaturpreis Ruhr kassiert sondern auch den renommierten Preis des Hamburger Literaturhauses, da hatte sie schon ihren zweiten Roman geschrieben: Koller, der im Februar erschienen ist. Die Neue Literarische Gesellschaft Recklinghausen hatte sie gleich bei der Preisverleihung in Witten zu einer Lesung eingeladen und nun liest sie für das Recklinghäuser Publikum in der Stadtbibliothek aus ihrem neuen Roman.
Koller, eigentlich, Kolja ist ein eigenwilliger junger Mann, total chaotisch veranlagt, der in einem Park in Leipzig Chris kennenlernt. Der ist eher in sich gekehrt und nachdenklich, etwas autistisch, und übernimmt die Rolle des Erzählers. Die beiden freunden sich an und verlieben sich ineinander.
Spontan machen sie sich in einem alten Polo II auf einen Road-Trip, eigentlich ans Meer, landen aber in Ludwigsburg bei Kollers Schwester, fahren weiter durch das überflutete Ahrtal nach Hannahhausen in der Eifel, wo seine ihm bisher unbekannte Tochter Hannah bei Pflegeeltern lebt.
Koller, ziemlich hilflos im Schreiben persönlicher Worte, malt zum Abschied seiner Tochter einen Frosch, ihr Kuscheltier namens Uwe, und empfiehlt ihr, „ihn zur Sicherheit nochmal zu küssen.“ Damit er vielleicht doch noch ein Prinz wird.
Aber dann geht es weiter wirklich ans Meer nach Klütz an der Ostsee, wo die Oma ein Häuschen mit einem Koi-Becken hatte, das sie mit Hilfe eines Freundes wiederherstellen. Dieser Fischteich wird für Koller, den ruhelosen jungen Mann, ein Refugium – wie ein Koi: „Man schwimmt eine Runde durch den Teich und guckt, was so geht.“
„Koller ist keine Liebesgeschichte, aber eine Geschichte über die Liebe.“ Das schreibt der Verlag über diesen Roman, rasant geschrieben mit einer gewissen Schnoddrigkeit, aber gleichwohl feinsinnig und anrührend, spannend allzumal. Die unstillbare Sehnsucht nach Freiheit und dem echten Leben, die viele junge Menschen umtreibt, hat ihre literarische Form gefunden, ein ganz neues Genre in der zeitgenössischen Literatur. Damit hat Büsing völlig zu Recht ihre Literaturpreise gewonnen und renommierte Autoren wie Jan Weiler und Hilmar Klute diesmal in den Schatten gestellt. Eine mutige Jury-Entscheidung.
In der Jury vertreten war auch Bozena Badura, Literaturwissenschaftlerin aus Moers, die die Moderation des Abends übernehmen wird.