| Sehr geehrte Damen und Herren! ! Nun ist es zu spät für eine Bestellung bei Amazon, aber die Buchhandlungen sind noch bis Heiligabend geöffnet. Dort finden Sie Angebote in Fülle und gute Beratung. Vorab von mir einige Lesetipps, die Ihnen vielleicht bei der Auswahl helfen können. In erster Linie sind natürlich die Titel dabei, deren AutorInnen wir zu Lesungen eingeladen haben und die noch kommen werden. Auch solche der Stadtbibliothek Recklinghausen. An Klassikern gab es eine Lesung über Eduard Mörike, dessen „Mozart auf der Reise nach Prag“ immer wieder eine anrührende heitere Novelle ist. Auch Kafka kann man immer wieder lesen. Aktuelle preisgekrönte Literatur bot Kristine Bilkau mit ihrem Roman „Halbinsel“, eine Geschichte zwischen Mutter und ihrer erwachsenen Tochter. Von derselben der nicht leichte Roman „Die Glücklichen“ eine tragische Geschichte von den Problemen einer ganz normalen bürgerlichen jungen Familie. Das Buch wird im Februar Gegenstand des Literaturtreffs mit Monika Wischnowski sein. Eva Strassers Buch „Wildhof“ erzählt von der Rückkehr einer erwachsenen Frau in das Schwarzwälder Elternhaus, das sie nach deren Tod verkaufen will. „Zu Hause ist das Wetter unzuverlässig“ ist der sperrige Titel einer Familiengeschichte über mehrere Generationen von Carolin Würfel, mit dem sie Ende Oktober bei uns zu Gast war. Zu den besten Übersetzerinnen zählt Julia Wolf, die in Leipzig ausgezeichnet wurde für die Übertragung des Romans „Umlaufbahnen“ von Samatha Harvey, die für dies Buch mit dem Booker Prize 2024 belohnt wurde. Wie ergeht es einer gemischten Crew, die in der Raumstation ISS im Orbit kreist, ist das Thema. Julia Wolf liest für uns am 12. März in der Sternwarte, dem wohl passenden Ort. Mehrfach preisgekrönt ebenfalls Annett Gröschner mit “Schwebende Lasten“, Leben einer starken Frau, Arbeiterin, in der DDR schließlich Kranführerin, wo sie Lasten zum Schweben bringt. Sie kommt am 26. März mit ihrer Lesung zu uns. Nicht zustande gekommen ist leider der Besuch von Cemile Sahin, die mit „Kommando Ajax“ einen halben Krimi um eine kurdische Familie in Rotterdam geschrieben hat. Aber das Buch können Sie ja lesen. Eine sehr erfolgreiche Lesung gab es in der Stadtbibliothek von Jan Costin Wagner mit seinem Roman „Eden“ um den finnischen Ermittler Kimmo Joentaa. Ein Buch für den anspruchsvollen Krimileser. Einen erfolgreichen Auftritt hatte in der Stadtbibliothek auch die Recklinghäuserin Ines Habich-Milovic mit dem Buch „Dein Vater hat die Tasche voller Kirschen“, das es auf die Shortlist für den zum Literaturpreis Ruhr in 2025 geschafft hat. Es erzählt ein Leben der Familie aus Montenegro, die im Ruhrgebiet, in Bochum, seine schwierige Fortsetzung gefunden hat. Suchen Sie nach geeignetem Lesestoff für Ihre halb erwachsenen Kinder, dann kann ich empfehlen: Dana Vowinckel von der Shortlist des Leipziger Buchpreises mit „Gewässer im Ziplock“; ein junges fünfzehnjähriges Mädchen, Tochter eines jüdischen Vorsängers, lebt zerrissen zwischen Berlin, Israel und USA. Sina Scherzant hat mit dem Langtitel „Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne“ einen Roman um ein 15jähriges Mädchen in Dortmund geschrieben, das sich mit Hilfe einer Art Ersatzmutter und einer Freundin langsam ins Leben arbeitet. Die Autorin ist im Ruhrgebiet aufgewachsen, lebt jetzt in München, und kann sich wunderbar in die Psyche einer Jugendlichen einfühlen. Das gelingt ebenfalls Mascha Unterlehberg, ebenfalls noch eine junge Frau aus Mülheim – wo der Roman auch spielt – mit dem Band „Wenn wir lächeln“. Jara und Anto gehen zur Realschule bzw. zum Gymnasium, kommen aus unterschiedlich betuchten Elternhäusern, leben aber ohne Aufsicht zwischen Mülheim und Oberhausens Centro ihre pubertären Erlebnisse aus. In Dortmund spielt auch das Buch von Charlotte Brandi mit dem seltsamen Titel „Fischtage“. Die sechzehnjährige Ella emanzipiert sich auf abenteuerliche Weise von ihrer gescheiterten Familie mit Hilfe eines alten Mannes in einem Schrebergarten, der einen singenden Plastikfisch besitzt. Jan Weiler spricht von der berührenden „Wut und Zartheit“ in dem Roman. Soweit zur Jugendliteratur. Zu den gefragten Büchern der Gegenwart zählen „Die Holländerinnen“ von der Schweizerin Dorothee Elmiger, das den Deutschen Buchpreis 2025 erhalten hat. Ein Filmteam forscht dem Verschwinden zweier Holländerinnen im Urwald von Panama nach. Noch aktuell ist sicherlich „Für Polina“ von Takis Würger: Ein 14jähriger Junge hat die Eigenschaft, ganze Sinfonien im Kopf zu komponieren, ohne sie in Noten aufschreiben zu können. Als er heranwächst und seine Liebe zu Polina schwierig wird, verdingt er sich als Klavierträger in einem kleinen Unternehmen. Als der neue ganz junge Star am Literaturhimmel wird der 22jährige Nelio Biedermann mit seinem Erstling „Lazar“ gefeiert. Es ist eine ungarische Familiengeschichte aus dem 20.Jahrhundert, realistisch und spannend erzählt, ein Pageturner. Und schließlich der Literaturnobelpreisträger mit dem schwierigen Namen Laszlo Krashnahorkai, dessen Werk nach 409 Seiten den ersten Punkt setzt: „Herscht 07769“. Florian Herscht, ein Hüne von Mensch, aber ein wenig einfältig, lebt in Kana in Thüringen, arbeitet als Wegputzer von Graffiti und erlebt, wie sich Neonazis in dem Ort, vergleichbar den Wölfen, die sich ebenfalls wieder einfinden, festsetzen und ihr Unwesen treiben. So wird er letztlich zum unaufhaltsamen Rächer. „Zsömle ist weg“ ist der Titel seines neusten Buchs voller sarkastischem Humor, das von der Kritik einhellig gelobt wird. Liebe Freundinnen und Freunde des Lesens, wir danken für die Treue als Mitglieder der Neuen Literarischen Gesellschaft Recklinghausen und werden auch in 2026 ein anspruchsvolles Programm bieten, wozu wir Sie schon jetzt herzlich einladen. Und vielleicht haben Sie ja noch die eine oder andere Anregung zum Lesestoff gefunden. |